Yin und Yang

Yin und Yang


Veränderungen fliessen unendlich, sie folgen aber auch Zyklen. 
Auf die Nacht folgt der Tag, auf den Sommer über den Herbst der Winter.
Auf Wut folgt oft Traurigkeit, auf Niedergeschlagenheit Zuversicht. Auf einen Aufstieg kann nur ein (relativer) Niedergang folgen, auf das Verweilen im Tal ein Aufstieg. Eine unverrückbar scheinende Kommunikationsfalle wird bei Bewegung in einem kleinen Element plötzlich wieder flüssig und generiert unvorhergesehene Lösungen. 
Wer die zyklischen Verläufe kennt, ihnen vertrauen kann und wach bleibt für kleinste Anzeichen von Bewegung, Veränderung, bei dem kann sich Gelassenheit in den Lauf der Dinge ausbreiten. Die bekannten Polaritäten von Yin und Yang bedingen sich gegenseitig. Ruhen ist möglich in Bewegung, Bewegtheit in der Ruhe.




Wer solche Zusammenhänge wirklich erfasst hat, wird gleichmütiger und unerschütterlicher. Auch unangenehme Zustände haben sich oft genug als veränderliche erwiesen. Dann ist es auch nicht mehr nötig Geschehnisse zu erzwingen. Es reicht, ruhig und wach zu bleiben und den geeigneten Moment des Überschlags hin zu Veränderung zu erkennen, um sich dann dem Fluss einzuschmiegen und müheloser zu handeln. 


Geschmeidigkeit ist Beweglichkeit ist Veränderlichkeit ist verbunden mit Nachgiebigkeit. Unser ganzes Leben und Handeln kann sich nur äußern in Bewegungen. Bewegung, stetige Veränderung ist Lebensprinzip in der Natur. Deshalb gehört das Bewahren von ursprünglicher (kindlicher), weicher, geschmeidiger Bewegung zu den bevorzugten Wegen der Selbstkultivierung bei den Taoisten. 

Zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert soll der taoistische Mönch Zhang Sanfeng in dem größten der Klöster auf dem Wudangshan gelebt haben, dem Purpurwolkenpalast. Er gilt als der Erfinder des T’ai chi Ch’uans, der innersten der chinesischen Kampfkünste. T’ai chi Ch’uan verkörpert in einer Bewegungsfolge körperlicher Selbstverteidungstechniken grundlegende Naturgesetze des Taoismus (und weil die nicht nur in Kontemplation und sondern auch in Naturbeobachtung entstanden sind, weichen diese oft gar nicht ab von unseren westlichen Naturgesetzen!). Man versucht, sich die Philosophie des Taoismus sozusagen „einzuverleiben“ in der geistigen und körperlichen Praxis der Übungen. Je nach Geschmack und Vorliebe betont man darin eher den gesundheitlichen, den meditativen oder den kampftechnischen Aspekt. 

Im eigenen Körper möchte der Taijiübende so fest verwurzelt sein, dass Rumpf und Glieder leicht und durchlässig werden können, so daß der Widerstand der Luft ebenso spürbar werden kann und die eigenen Bewegungen beeinflussen kann wie der mögliche, gedachte Partner im „Schattenboxen“. 

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